Die FDP Kreuzlingen hat ihren Kandidaten für die Schulbehördenwahl 2020 Andreas Schreiber zu seiner Motivation und seinen Zielen für das Amt befragt.
FDP: Schule bedeutet heute für Kinder und Familie auch Leistung. Wie ist Ihre Einstellung zum Leistungsdruck?
Nimmt dieser – wie im Sport – heute in der Schulkultur weiter zu?
Andreas Schreiber: Leistungsdruck ist ein sehr «grosser» Begriff geworden, den es gilt, richtig einzuordnen. Wer macht den Druck, warum nimmt man ihn als solchen wahr und was steht objektiv betrachtet hinter diesem Begriff? Beim genauen Hinschauen ist es ein sehr individueller Faktor, abhängig von den sozialen Verhältnissen, von Talent und Willen. An mir selbst zum Beispiel stelle ich fest, dass mir als Schüler einfach der Wille zum Lernen fehlte, also hatte ich auch damals schon mehr Druck als andere.
Als Lernende sollten wir uns vermehrt darauf konzentrieren, was wir bereits können und was der nächste Schritt ist, etwas zu verbessern. Ich meine, dass das individuelle, zu weit führende und zu langfristige Denken in der Schule, wie auch im Sport, kein guter Begleiter ist.
FDP: Insofern sind welche Lehren aus der Arbeit als Sporttrainer für die Arbeit in der Schulbehörde für Sie wegweisend oder grundlegend?
A. Schreiber: Die grösste Lehre ist, dass es immer gute, bessere und weniger gute Schülerinnen und Schüler gibt, aber niemals wichtige und unwichtige. Wenn man sich dessen bewusst ist, wird bei jedem Gedanken immer jeder und alles einbezogen, was strategisch sehr entscheidend ist. Zusätzlich stelle ich mir vor, dass in den meisten Fällen alle voneinander profitieren können. Dank dieser Betrachtungsweise sind die Bereitschaft und der Lerneffekt bei allen noch viel grösser.
FDP: Welche Baustelle im Kreuzlinger/Thurgauer Schulapparat fällt Ihnen spontan als die dringendste ein? Was tut Ihnen weh?
A. Schreiber: Dass eben der Leistungsdruck so im Fokus steht und man sich nicht mit den sonstigen Gegebenheiten auseinandersetzt. Ich finde, es wird zu pauschal thematisiert. Bildung an sich ist so weitgreifend, dass ein Notensystem von 1 bis 6 nicht ausreicht, um über einen guten oder schlechten Schüler zu sprechen. Ich persönlich finde, dass die musischen Fächer ein elementarer Bestandteil des Schulsystems sind und sogar wichtiger denn je.
FDP: Welche persönliche negative Schulerfahrung wollen Sie den heutigen Schulkindern ersparen?
A. Schreiber: Eigentlich keine. Denn mit Abstand kann ich heute nur positiv von der Schule sprechen, weil ich stets versucht habe, mit dem Negativen umzugehen, es zu akzeptieren und als Hilfe für die Zukunft mitzunehmen. Mein Glück waren Eltern und Fussballtrainer, die mich genau das lehrten. Leider haben viele ihre persönlichen negativen Erfahrungen gemacht – ob Kinder oder Eltern, ob Lehrer oder Schulbehörde. Aber auch da gilt es, jedes Detail richtig einzuordnen, sich zu fokussieren und dann die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
FDP: Und was ist das Beste, das die Kreuzlinger Schulen den Mädchen und Buben aktuell weitergeben?
A. Schreiber: Ein gut funktionierendes Schulsystem mit einer motivierten und kompetenten Präsidentin in der Lokomotive, die der Schule Kreuzlingen eine neue Handschrift gibt. Es gibt nichts Besseres, als eine nach vorn ausgerichtete Führungsspitze zu haben. Daraus entsteht viel Gutes oder auch die Bereitschaft, Dinge zu korrigieren. Der Schulplatz Kreuzlingen bietet Schülerinnen und Schülern eine gute Basis, um auch für weiterführende Schulen weiter in der Stadt bleiben zu können.
FDP: Welches ist Ihr erstes Traktandum, wenn Sie eine neue Massnahme im Rahmen der Schulplanung 2021 einbringen können?
A. Schreiber: Es wäre vermessen, hier ein Traktandum aus dem Hut zu zaubern. Ich bin bereit und motiviert, vieles zu lernen und neue Einblicke zu gewinnen, um dann auch aktiv für Neuerungen und Veränderungen meine Stimme zu erheben. Das entspricht meinem Charakter, denn ich versuche zuerst das, was vorhanden ist, vertieft zu verstehen und in der Folge zu bewerten. Erst dann kann ich im Sinne des Ganzen strategische Schritte vorschlagen.
FDP: Nimmt Sport und allgemein Bewegung im aktuellen Schulgeschehen in Kreuzlingen genug Platz ein?
A. Schreiber: Ich meine Ja. Die Schule tut diesbezüglich viel Gutes und das vielfältige Sport- und Vereinsangebot in der Region Kreuzlingen ergänzt ihr Angebot sehr gut. Fast mein ganzes Leben spielte sich meine Freizeit in einem Sportverein ab. Aus vielen persönlichen Erfahrungen weiss ich, wie viel der Sport bietet. Die Schule Kreuzlingen tut ihren wichtigen Teil dazu.
FDP: Digitalisierung kontra Bewegung? Wie geht dies zusammen, was kann die Schule dafür tun?
A. Schreiber: Meiner Meinung nach sollte die Schule beides gleichwertig fördern. Es gibt kein «Kontra». Die beiden Disziplinen würde ich da und dort sogar kombinieren. Bewegen kann sich jedes Kind sehr verschieden und die digitale Welt hat dafür bereits endlos kreative Möglichkeiten. Ich denke, dass es die Kunst ist, beides richtig einzusetzen und beiden Bereichen die ausgewogene Wichtigkeit zu geben.
FDP: Digitalisierung als Zukunftschance? Wie weit, denken Sie, muss die Schule auf neueste Technik und aktuelle digitale Optionen eingehen?
A. Schreiber: In der aktuellen Krisensituation sieht man, wie zum Beispiel Deutschland in grossen Teilen jammert, dass das Schulsystem keine digitale Struktur hat. Da sind wir zum Glück etwas weiter. Aufgrund von guten Strukturen können die Kreuzlinger Schülerinnen und Schüler weiter lernen, sich auf anstehende Prüfungen oder Schulabschlüsse vorbereiten.
Wir sind sicherlich gut beraten, die digitale Welt in der Schule weiter zu integrieren und die Entwicklungen voranzutreiben, denn es werden sich völlig neue digitale und herkömmliche Modelle des Lernens ergeben.
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